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In diesem Artikel schreibe ich über mein Verständnis von Selbstliebe und möchte dich inspirieren liebevoller mit dir selbst umzugehen. Meine Liste mit guten Gründen soll dir so richtig Lust darauf machen, das mit der Selbstliebe mal auszuprobieren. Kann man das üben? Ich denke schon.
Allerdings nicht so abstrakt und im Trockenen. Ich bin überzeugt, Selbstliebe kannst du nur immer wieder praktizieren, während du dein Leben lebst, in all den verschiedenen Situationen, in die du gerätst. An Selbstliebe darfst du dich regelmäßig immer wieder erinnern, so lange, bis du merkst, dass sie zu einer inneren Einstellung geworden ist, die dich stärkt, erhebt und trägt. In all meinen Beratungen versuche ich die Klienten „nebenbei“ zu mehr Selbstliebe zu inspirieren, anhand der Themen, die wir bearbeiten. Aber nun lass uns erst einmal klären:
Was ist Selbstliebe?
Lass uns eine kurze Übung machen um diese Frage zu beantworten: Stelle dir bitte in deiner inneren Wahrnehmung den Menschen in deinem Leben vor, den du am meisten liebst. Egal, wer es ist. Wenn es mehrere gibt – großartig! Entscheide dich für eine Person, um diese Übung zu machen. Und nun, lasse dich ganz ein auf die tiefe Liebe, die du für diesen Menschen empfindest. Fange an, es in deinem Körper zu fühlen. Spüre die Stärke und Beständigkeit dieser Liebe. Lass diese Liebe deinen ganzen Körper ausfüllen und lass es ganz stark durch dich hindurchströmen. Schließe vielleicht sogar deine Augen für einen Moment und nimm dir eine Minute.
Fertig? Super. Die Liebe, die du gerade gefühlt hast, geht ja von dir weg, hin zu einem anderen, liebenswerten Menschen. Was aber, wenn genau dieser Strom von Liebe permanent auch zu dir selbst fließt? Eine liebevolle Aufmerksamkeit, die du dir selbst gibst, für den Rest deines Lebens? Eine Zuwendung, die stets wertschätzend und bestärkend ist? Eine Würdigung und Freundlichkeit, mit der du dich selbst beschenkst? Ich finde diese Idee wundervoll.
Und weil das Potenzial zu lieben in dir ja schon aktiv ist, also die Liebe quasi schon da ist und du genau weißt, wie es geht…müsste es doch möglich sein, dass du die Flussrichtung dieser Liebe ab und zu auf dich selbst richtest. Dich selbst einhüllst mit Liebe. Vielleicht ist es am Anfang ungewohnt, aber es ist sicher nicht unmöglich. Es ist eine Übungssache, genau wie ALLES andere auch in unserem Leben.
Möglicherweise fragst du dich nun, ob dann noch genug Liebe für die anderen Menschen bleibt, wenn du anfängst, dich selbst mehr zu lieben. Dieser Zweifel setzt einen bestimmten Gedankengang voraus, nämlich dass „LIEBE“ eine begrenzte Menge sei, die es zu verteilen gilt und die dann „aufgebraucht“ ist. So empfinde ich es nicht. Liebe hat das Potenzial zur Grenzenlosigkeit, wenn wir uns dafür öffnen. Oh, während ich das schreibe fallen mir die Kritiker ein, die erstmal diskutieren wollen, die man Liebe definiert. Davon handelt dieser Artikel aber nicht. Lass uns mit der Selbstliebe starten, egal, welche Vorstellung wir gerade von Liebe haben.
Ganz kurz noch. Was Selbstliebe auf keinen Fall ist: narzisstisches Verhalten, übertriebene Selbstbezogenheit („ich, ich, ich…“), dauernde Selbstbespiegelung oder ein ständiges Drängen nach möglichst viel Aufmerksamkeit und Raum-einnehmen. Ich glaube, das ist eher ein sicheres Zeichen für zu wenig Selbstliebe.
So, nun geht’s los mit den vielen guten Gründen…
1) Du hast mehr Energie.
Viele Menschen sind den ganzen Tag mit ihrer Aufmerksamkeit im Außen. Die Kinder versorgen, die Anforderungen im Job erfüllen, den Ansprüchen anderer Menschen gerecht werden. Wo fließt die Energie also hin? Natürlich von dir weg nach außen. Ob unbewusst oder nicht, du schickst deine Energie überall hin, worauf du dich konzentrierst, jede Person, jedes Projekt, jedes Thema. Kein Wunder, wenn du am Abend erschöpft und leer bist und keine Ahnung hast, wie und wo du wieder aufladen kannst.
Eine stabile, liebevolle Verbindung zu dir selbst bringt automatisch mit sich, dass der Fokus nicht nur nach außen geht, sondern regelmäßig und automatisch auch zu dir hin. Sei es ein inneres Zwiegespräch mit dir selbst, das entspannte „ich lass los und bin ganz bei mir“ oder gezielte Auftank-Übungen wie Meditation oder bewusste Atmung. Das genügt schon, um dich auch selbst mit Energie zu versorgen, denn du hast dich selbst besser im Blick.
2) Es geht dir körperlich besser – weil du viel öfter in deinen Körper hineinspürst.
Wenn du dich in Selbstliebe übst, dann richtest du häufiger als früher deine Aufmerksamkeit auf deine Verfassung. Du fragst dich, wie es dir geht und was du brauchst, bist fürsorglich mit dir selbst. Auch dein Körper gerät automatisch in diese Abfrage mit hinein. Vielleicht wird dir nun schneller bewusst, wann du eine Pause benötigst, vielleicht planst du öfter Wellness- und Entspannungsangebote ein. Oder bewegst dich häufiger in einer Art und Weise, die dich glücklich und gesund macht. (Bei mir sind das Yoga und Schwimmen).
3) Du steckst Niederlagen besser weg.
Dass wir scheitern, etwas nicht erreichen oder verlieren gehört einfach zu unserem Leben dazu. Und auch wenn ich dir möglichst wenig schmerzhafte Ereignisse für dein Leben wünsche, es gibt keine Garantien und keinen Schutz. Niederlagen werden möglicherweise auch in deinem Leben passieren. Kannst du dich an solche Momente erinnern, als du völlig erschlagen und am Boden warst?
Und dann kommt jemand, der sich dazu setzt und dir gut zuredet. Der tröstend den Arm um dich legt und erstmal einfach da ist. So lange, wie du es brauchst, bis du dich wieder bekrabbelst. Bis du eine neue Perspektive entwickelst, wieder aufstehst und weitermachst. Dieser „innere beste Freund“ ist da, wenn du Selbstliebe praktizierst. Du wirst fürsorglicher mit dir umgehen anstatt dich schlechtzumachen wegen der Niederlage. Du wirst schneller wieder in deine Kraft kommen, denn Selbstliebe gibt dir den Impuls dazu.
4) Du bewältigst Probleme anders.
Mehr Liebe zu dir selbst zieht automatisch andere gute Kräfte nach sich, wie mehr Selbstvertrauen, eine positive Ausrichtung, den Glauben daran, dass es gute Lösungen gibt für deine Probleme. Wenn du Selbstliebe praktizierst, hast du auf jeden Fall mehr innere Stärke – und das Problem, dass dir vor die Füße fällt, kann dich nicht mehr so umhauen und schwächen.
Ich habe irgendwann aufgehört, an meinen Problemen zu kleben. Mit „kleben“ meine ich, um das Problem herum zu stehen, es zu betrachten, zu beklagen, rumjammern, dass es nicht da sein dürfte, mich selbst zu bemitleiden, dass ich ein Problem habe und so weiter und so fort. Stattdessen stehe ich bei meinem Problem, habe Bock mich drum zu kümmern und schaue in eine andere Richtung, quasi in die Zukunft, und frage mich, was eine gute Lösung sein könnte, wie ich das hinbekomme mit der guten Lösung, was ich selbst dafür tun kann und wo ich mir Hilfe holen kann.
Manchmal bitte ich auch einfach in einem kleinen Stoßgebet um Hilfe. Hat auch schon oft kleine Wunder bewirkt.
5) Du hast mehr seelische Kraft.
Manche Menschen fühlen sich schnell überfordert vom eigenen Leben. Wenn du dich in Selbstliebe übst, dann entwickelst du sowas wie einen ständigen inneren Support. Eine innere Stimme, die aufmunternd und positiv zu dir spricht, dich motiviert, tröstet, stärkt – was auch immer du gerade benötigst. Wie ein liebevoller Bruder oder eine liebevolle Schwester, immer an deiner Seite. Die von dir wahrgenommene seelische Kraft dehnt sich dadurch aus und fühlt sich größer und tragfähiger an. So als wärest du einfach viel besser gewappnet für alles, was da kommen mag.
6) Du wirst attraktiver.
Nachdem ich mich eine Weile in Selbstliebe geübt hatte, wurde ich häufig angesprochen und gefragt: „Du strahlst ja so, bist Du verliebt?“ Ich musste darüber lachen und antwortete: „Na, wenn dann höchstens in mich selbst!“ Gut, mit dieser Antwort konnten viele auch nichts anfangen und dachten sich wahrscheinlich „Also, irgendwie spinnt die!“. Aber egal. Diese positive Ausstrahlung, die mich umgab, verbanden die Beobachter eben mit Liebe. Was ja auch stimmte.
Wenn Du in einer starken, gefühlvollen, positiven Verbindung mit dir selbst bist, so wirkt sich das durch all deine Körperzellen hindurch bis nach außen aus. Alles strahlt und schwingt – deine Augen, dein Lächeln, deine Aura. Die Zufriedenheit macht eine angenehme Energie und das wird von anderen Menschen als wohltuend, anziehend und tatsächlich auch begehrenswert empfunden.
7) Du ziehst positive Ereignisse an.
Wenn die gute Verbindung zu dir selbst stabil geworden ist, dann schwingt die positive, liebevolle Energie nach außen, beeinflusst dein Denken und Handeln und auch die Qualität deiner Worte. So ist es dann wirklich keine Magie oder Seltenheit, wenn mehr und mehr positive Ereignisse in deinem Leben geschehen und sich deine Angelegenheiten in einer Weise gestalten, die dich erfreut. Ist dir das zu esoterisch? Tja, ich finde diese Erklärung auch wenig wissenschaftlich, aber ich kann es in der Kürze nicht anders beschreiben und ich bin eben auch keine Wissenschaftlerin.
Ich schreibe hier rein aus meiner Lebenserfahrung. Ich habe das in meinem eigenen Leben mehr als einmal so erlebt, ich habe es bei Klienten und Freunden gesehen, die sich mehr und mehr selbst geliebt haben. Diese Liebe ist eine kraftvolle Schwingung und sie bewirkt etwas Gutes für dich.
8) Du liebst andere Menschen automatisch mehr.
Das ist irgendwie einleuchtend, oder? Je stärker du dich selbst liebst, umso größer wird sozusagen die Liebeskraft in deinem Herzen. Mitgefühl, Verständnis und Sanftheit wachsen immer mehr zu einer großen und weichen Fähigkeit in dir, die Menschen in deinem Leben zu akzeptieren und so lieb zu haben, wie sie sind. Je besser du sie „nehmen“ kannst in all ihren Facetten, um so tiefer kannst du dich ihnen öffnen und sie sich für dich.
9) Du kannst leichter vergeben.
Selbstliebe macht dich nachsichtig mit deinen eigenen Fehlern. Du machst dir keine Vorwürfe mehr, wenn du es verbockt hast, sondern schaust hilfsbereit und wertschätzend hin. Und spürst, in dem Moment war es ein Fehler, ja. Aber es war keine Boshaftigkeit, keine Taktik, keine Gleichgültigkeit. Es war einfach nur ein menschlicher Fehler, der zu verzeihen ist und aus dem du etwas lernst. Und diese Erkenntnis kannst du natürlich auch auf die Menschen um dich herum übertragen, denn die meisten Fehler sind solcher Art. Und wie wohltuend wird es für die andere Person sein, wenn sie deine Liebe, Nachsicht und Vergebung spürt.
Ich weiß, es gibt große Fehler und Verletzungen im Leben eines jeden Menschen. Vielleicht auch in deinem – eine heftige Enttäuschung, die du nicht vergeben kannst. Dann ist das so. Das ist ok. Selbstliebe bedeutet ja auch, liebevoll deine eigenen Grenzen anzuerkennen und zu sagen: „Das hat mich so verletzt, das kann ich (noch) nicht vergeben.“ Oder aus Liebe zu dir selbst eine Trennung von dieser Person zu vollziehen, wenn du klar hast, dass sie dir nicht guttut und deine Würde verletzt.
10) Deine seelischen Wunden heilen schneller.
Die Zeit heilt alle Wunden, sagt ein Sprichwort. Und die Liebe kann das auch. Stell dir ein kleines Kind vor, das weint und einen ganz großen Kummer hat. Damit allein gelassen, wird es sich noch lange quälen und die Wunde kann nicht so schnell verheilen. Bildet vielleicht sogar eine große Narbe. Wenn aber nun jemand dies Kind tröstet und begleitet und ihm gut zuredet, dann steigt die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind schneller die seelische Verletzung verarbeitet.
So funktioniert Selbstliebe in dir, denn dein innerer Dialog wird tröstender, aufmunternder und bestärkender. Aus dieser inneren Quelle in dir strömt heilsame Energie und es wird dir schneller und auch nachhaltiger wieder besser gehen als früher.
11) Du hörst auf das Loch in dir über Süchte zu füllen.
Mangelnde Selbstliebe und mangelnde Selbstakzeptanz fühlen sich für viele Menschen an wie ein „Loch“, dass sie füllen möchten. Das ist sehr weit verbreitet und einer von vielen Gründen, warum Menschen Süchte entwickeln. Sie wollen das Loch nicht spüren müssen (ist ja auch furchtbar) und fangen an zu kompensieren, also eine Strategie zu entwickeln, mit der das Loch vermeintlich gefüllt wird. Das funktioniert aber nicht dauerhaft, weshalb wieder und wieder zu dem Suchtmittel gegriffen wird. Wenn du anfängst dich selbst mehr zu lieben, dann kannst du diese innere Leere füllen auf eine neue, freie, fantastische Art. Vielleicht ist das deine Chance, die Sucht loszulassen. Vielleicht wirst du sie nicht mehr benötigen.
12) Du hörst auf andere Menschen zu benutzen.
Liest sich jetzt vielleicht sehr hart und extrem – dass wir andere Menschen benutzen. In meinen Beratungen hatte ich immer wieder Klienten, die an diesem unbewussten Muster litten und verzweifelten. Lass es mich so beschreiben: Wenn ich mich selbst nicht genügend gernhabe, dann benötige ich die fehlende Selbstliebe aus der Außenwelt. Um das Loch in mir zu füllen. Unbewusst hole ich mir die fehlende Liebe von den Personen in meinem Leben.
So ging es mir als junge Frau: Ich war abhängig von meinem Beziehungspartner und darauf angewiesen, möglichst viel Liebe und Bestätigung zu bekommen, nur dann konnte ich einigermaßen ausgeglichen durchs Leben gehen. Ganz schön bedürftig, oder? Und auch nicht wirklich echte Liebe, von der ich da schreibe. Dieses Muster und diese Manipulation habe ich damals nicht absichtlich gemacht. Es war sehr unbewusst und unreflektiert. Durch Therapie und Selbsterfahrung konnte ich das durchschauen und mir eingestehen.
Wenn du dich selbst gernhast, dann begegnest du anderen Menschen freier von eigener Bedürftigkeit, du bist entspannter und seelisch gut genährt. Die Zuneigung zwischen dir und den anderen Menschen darf hin und her fließen, ohne dass es ein „Deal“ ist. Ohne dass der andere etwas „liefern“ muss, was du unbedingt brauchst.
13) Du fühlst dich nicht mehr so einsam.
Seit ich mich in Selbstliebe übe (und auch vorher schon, als ich meine ganz eigene Art von Spiritualität gefunden und zu leben begonnen habe) habe ich fast nie mehr diese jammerigen Sonntags-Momente gehabt, in denen ich allein zu Hause saß und mich einsam und verlassen fühlte. Wie auch. Durch die Liebe zu mir selbst bin ich mir selbst meine beste Freundin. Und irgendwie fühle ich mich dadurch mit allem verbunden.
Du fragst dich, wie das gehen soll? Ich stelle es mir so vor: Ich stelle mir die „LIEBE“ als eine große Schwingung vor, die sowieso existiert, unabhängig von dir und mir. Wie eine kollektive Energie. Und wenn ich anfange mich selbst zu lieben, dann klinkt sich irgendwas wieder ein in dieses große Feld von Liebe. Und verbindet mich. Womit? Mit dem Kosmos, mit den anderen Menschen? Vielleicht ist das „verbunden fühlen mit…“ bei vielen ähnlich, vielleicht ist es für jeden ein kleines bisschen anders. Ich bin gespannt, wie es sich für dich anfühlt, wenn du das erste Mal eintauchst.
Ich hoffe, du hast nun eine Vorstellung davon, was Selbstliebe ist und wie du es anstellen kannst dich darin zu üben. Ich glaube, dass dein Leben sich zutiefst verändert, wenn du dich dafür entscheidest, dich lieb zu haben. Wir haben so viel Destruktivität in unsere Gesellschaft hineingebracht, so viel Abwertung, so viel Geringschätzung. Wohin soll uns das bringen und wie soll es uns damit ergehen?
Es ist Zeit dem eine gute Kraft entgegenzusetzen und damit bei uns selbst anzufangen. Selbstliebe ist ein geniales Konzept für den Rest deines Lebens. Du könntest jetzt sofort anfangen.